Rennpferde und der Nervenkitzel der Rennbahn faszinieren seit Jahrhunderten. Doch hinter der glanzvollen Welt von Wettkämpfen, Prestige und schnellen Siegen steckt eine komplexe, weit weniger bekannte Realität. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass dieser Sport von harter Arbeit, Hingabe und einem tiefen Respekt für die Tiere geprägt ist.
Der Stall von Janina Reese ist das Zuhause von derzeit 36 Pferden, jedes von ihnen in verschiedenen Phasen des Trainings. Reeses Tag beginnt um 5 Uhr morgens. Die Pferde werden auf die anstehenden Trainingseinheiten vorbereitet. Sechs Tage in der Woche – nur der Sonntag ist trainingsfrei – arbeitet Reese mit ihrem Team an der Förderung der Pferde. Doch nicht jedes Tier wird täglich gefordert. „Das Wichtigste ist die Gesundheit der Pferde. Sie werden nur trainiert, wenn sie vollkommen fit sind“, erklärt Reese. „Ich bin auf jeden Fall pro Pferd. Ich mache vielleicht lieber manchmal ein bisschen vorsichtiger als zu viel. Manche finden das gut, manche nicht.“
Die Atmosphäre im Stall widerspricht den gängigen Klischees des Rennpferdesports, in denen Pferde oft als übermäßig gestresst und unter ständigem Druck stehend dargestellt werden. Im Gegenteil: Die Tiere bei Janina Reese wirken ruhig und gelassen, sei es im Stall oder auf der Rennbahn. Schnell zeigt sich, dass jedes der 36 Pferde seine eigenen kleinen Charaktereigenheiten hat. Sei es, dass eines gerne kuschelt oder dass man bei einem anderen Pferd nicht allzu lange stehen bleiben sollte, weil es gerne mal zuschnappt. Mit viel Hingabe zu jedem einzelnen Wesen spricht das Team über seine Schützlinge.
Der Weg eines Rennpferdes beginnt früh, doch die Ausbildung erfolgt behutsam und mit Bedacht. Bereits mit etwa ein bis anderthalb Jahren kommen die Pferde in den Rennstall. Wann genau ein Tier eingeritten wird, hängt von seiner physischen und mentalen Reife ab. „Ich bin immer darauf bedacht, die Pferde schonend aufzubauen und nicht zu überfordern“, beschreibt Janina Reese ihren Einreitprozess.
Der erste Schritt im Training ist das Gewöhnen der jungen Pferde an den Sattel und das Gewicht eines Reiters. „Wir beginnen mit einer Einreitpuppe“, erklärt Reese. Diese Puppe simuliert das Gewicht eines Reiters und erlaubt es den Pferden, sich ohne Stress oder Gefahr an das neue Gefühl zu gewöhnen. Sobald die Pferde ruhig bleiben, wenn die Puppe oder ein Reiter aufsitzt, kommt der nächste Schritt: das Training auf der Rennbahn. In dieser Phase werden die jungen Pferde oft von erfahrenen, älteren „Führpferden“ begleitet, die ihnen Sicherheit geben und zeigen, wie sie sich in einer Gruppe bewegen sollen. Diese Mentorenschaft ist ein wesentlicher Bestandteil des Trainings, da sie den jungen Pferden hilft, Vertrauen zu gewinnen und sich an den Ablauf auf der Rennbahn zu gewöhnen. Janina Reese sagt selber, dass sie darauf bedacht ist die Pferde „langsam daran zu führen, dass sie auch spaß an der Sache haben“.
Auch wenn der Rennpferdesport auf den ersten Blick oft nur die Karriere auf der Rennbahn beleuchtet, endet das Leben der Pferde keineswegs, wenn sie nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen. Entgegen der Klischees endet das Pferd nicht beim Schlachter. Viele Stuten werden nach ihrer aktiven Zeit in die Zucht übernommen. Hier liegt ein besonderer Fokus auf der genetischen Auswahl, um künftige Generationen von Rennpferden hervorzubringen, die die Eigenschaften ihrer erfolgreichen Vorfahren erben. Stuten werden früher aus dem Rennen genommen als Wallache oder
Hengste. Wenn man mit ihnen züchten möchte, sollte man eine Stute nicht zu lange Rennen laufen lassen betont Reese. Die Gefahr besteht, dass die Stue im zunehmenden Alter unfruchtbar wird. Mit spätestens acht Jahren werden sie auf dem Rennen genommen.
Doch nicht jedes Pferd wird zur Zucht zugelassen. Viele ehemalige Rennpferde finden ihren Platz als Freizeitpferde in Familien. Der Übergang vom Rennpferd zum Freizeitpferd ist jedoch nicht immer leicht. Die Tiere müssen sich an einen neuen Lebensstil gewöhnen, der weniger intensiv und mehr auf das Wohlbefinden und die Freude am Reiten ausgerichtet ist. Geduld und Verständnis sind in dieser Phase entscheidend. Beispielsweise kennen Rennpferde das klassische Aufsitzen mit Steigbügeln nicht. Jockeys kommen in der Regel mit der Hilfe anderer aufs Pferd. Die Bügel befinden sich weiter oben, damit der Jockey am Ende im Sattel stehen kann.
In Deutschland steht der Tierschutz im Rennpferdesport besonders im Fokus. Strenge Regelungen sorgen dafür, dass sowohl die Pferde als auch die Jockeys in einem sicheren und fairen Umfeld agieren. Ein zentrales Thema sind die Dopingkontrollen, die in der deutschen Rennsportbranche als besonders rigoros gelten. Bereits Tage vor einem Rennen dürfen die Pferde keinerlei verbotene Substanzen im Blut haben. Um dies zu gewährleisten, führen die zuständigen Behörden regelmäßig unangekündigte Kontrollen in den Ställen durch. „Sowohl die Pferde als auch die Jockeys werden getestet“, erklärt Reese. „Bei den großen Rennen werden die Pferde auf den ersten drei Plätzen routinemäßig überprüft.“ Sie betont, dass der Rennpferdesport die meiste Kritik von außen abbekommt, obwohl er der am meisten geprüfte Sport ist.
Neben den Dopingkontrollen gibt es strenge Vorschriften zum Wohl der Tiere auf der Rennbahn. Besonders der Einsatz der Peitsche steht seit Jahren im Fokus von Tierschutzorganisationen. In Deutschland ist die Nutzung der Peitsche streng limitiert: Sie darf maximal dreimal pro Rennen eingesetzt werden, und das nur mit gepolsterten Peitschen, die das Tier nicht verletzen können. „Die Peitsche dient uns nicht zur Bestrafung“, sagt Reese. „Sie hilft dem Jockey, die Balance zu halten, da er auf dem Pferd steht und keine direkte Verbindung zum Tier hat.“ Ohne diesen stabilisierenden Faktor könnten Jockeys bei abrupten Stopps leicht stürzen, was für beide gefährlich wäre.
Trainer wie Janina Reese verkörpern den Wandel im Rennpferdesport: eine Balance zwischen der Bewahrung traditioneller Werte und der Integration moderner Trainingsmethoden. Der Rennpferdesport in Deutschland ist mehr als nur ein Wettbewerb um Geschwindigkeit und Ruhm. Hinter jedem Rennen stehen stundenlange Vorbereitungen, jahrelanges Training und ein tiefes Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Tieren. Janina Reese und ihr Team zeigen, dass dieser Sport, wenn er mit der richtigen Einstellung betrieben wird, nicht nur den Tieren gerecht wird, sondern auch den Menschen, die ihn lieben. „Am schönsten ist es, wenn man wirklich viel mit den Pferden arbeitet und dann die Erfolge sieht“, betont Sarah Winkeler, ein aufstrebender Jockey in Reeses Stall.

Janina Reese leitet einen Stall, abseits der Rennbahn „Neue Bult Langenhagen“. 2021 übernahm sie die Trainerstelle von ihrem ehemaligen Ausbilder. Zuvor ritt sie selbst jahrelang auf der Bahn und gewann insgesamt 19 Rennen.
Sie selbst sagt über sich „ich bin auf jeden Fall pro Pferd“ und zeigt es auch in ihren zahlreichen trainingsmethoden und ihrem Umgang mir Pferd und Reiter.
Ihre wichtigste Aufgabe: Vermittlerin zwischen Pferd und Mensch sein.



Janina Reese und ihr Team kommen nach einem gemeinsamen Trainin zurück auf den Hof.

Nach dem Training werden die Pferde geputzt. Anschließend grasen sie auf den nahengelegenden Wiesenstücken.

Der Tierarzt kommt auf Verdacht einer Verletztung in den Stall und bringt sein mobiles Röntengerät mit.

Auf der Rennbahn begegnest du den verschiedensten Menschen. Man sieht die, die ihren halben Hausstand in ein kleines wägelchen verstaut haben, um den Pferden beim Rennen zusehen zu können.
Man sieht die, die sich akkribisch jedes kleinste Detail von Pferd und Reiter notieren, um sie am Ende in eine möglichst effiziente Wette einlösen zu können. Einige von ihnen bekommt man ausschließlich im inneren des Hauptgebäudes zu Gesicht. In der Zwischenetage an einem kleinen Tisch mit Bier sitzend und die Rennen auf kleinen Fernsehern verfolgend. Ihnen geht es um die Wette.
Es gebt die Menschen, die sich einen netten Tag machen wollen, zum spaß auf das Pferd setzten, welches sie angeschaut hat, mit welchem sie eine Verbindung gespürt haben, welches charakterlich gerade in deren Gemüt passte. Sie setzten nicht viel. Beträge zwischen 50 cent un 5€ sind dabei. Ihre Gewinsse sind nicht hoch, ihre Verluste aber auch nicht niedrig.
Menschen, die sich in ihre schicksten Klamotten geschmissen haben, aus ihrer Lodge nicht hervor treten und gut präsentieren möchten oder die die sich unten ihrer Freundesgruppe betrunken auf dem Gras umher trollen.

„dreimal in Folge platziert, gehört somit auf den Wettschein“ - Velato
„Machte ihrem Namen in diesem Jahr noch keine Ehre“ - Go Fast
„war schon länger nicht mehr richtig flott unterwegs“ - flotte Biene
„die Agathe ist außer Form“ - Agathe Christy
„mag ja fröhlich guten Morgen wünschen, aber Ansätze fehlen“ - goodmorningamerica
„fünfte in Hoppegarten im Juli, es liefen nur sechs Pferde“ - Lizzy
„Gefiel bei den letzten Versuchen wenig“ - Kobold
„Alter Mann, braucht einen guten Tag“ - So Soon


Sarah Winkelers Laufbahn startete damit, dass ihre Mutter für den ehemaligen Trainer arbeitete. Mit 10 jahren wurde sie damals mitgenommen und ist dort im Stall all die Jahre hängen geblieben, erzält sie. Im Februar 2021 startete sie ihre Lehre zur Pferdewirtin und einige Monate später ritt sie ihr erstes Rennen.
Sie sei immer aufgeregt und nervös vor Rennen. Sobald aber die Boxen aufgehen und das Rennen beginnt konzentriert sie sich nur noch darauf.
„Ich habe versucht was anderes zu machen (...) aber das war es einfach nicht“ sagt Winkeler über ihre berufliche Wahl.





Die Pferde vom vorherigen Rennen werden von der Rennbahn geführt. Die Power spürt man noch aus der Ferne.

Die Jockeys auf den letztens metern vor dem Ziel.

Wladimir Panov wurde in seinen Job als Jockey hinein geboren. Auch er reitet im Team von Janina Reese und reitet an einem Renntag auch gerne mal 7 Rennen. Als Jockey reitet er aber auch für andere Ställe, wenn Janine Reese ihn gerade nicht sebst als Jockey einsetzten kann.
Beide Eltern waren Trainer und Jockey. „Ich hatte keine andere Wahl was anderes zu machen“ lachte Panov über seine berufliche Laufbahn in einem gemeinsamen Gespräch. „Ich war ständig am Stall.“ Mit ca. 12 Jahren bestritt er sein erstes Rennen. In Russland, dort wo er her kommt hat jede Stadt seine eigene Rennbahn. Die Rennleitung sei täglich vor Ort und hätte stets alles unter Kontrolle.
Es gab nur Sandbahnrennen, erzählt Panov. Im gegensatz zu den nahezu gepolsterten Grasbahnrennen in Deutschland, setzt das amerikanische und russische System auf Sandbahnen. Wenn sie nass werden seien sie wie Beton. Die Pferde seien dort aber auch kräftiger und schneller gezüchtet worden. Gut für den Sand, schlecht für das Gras.



