400 Pferde bewohnen ein 400 Hektar großes Areal. Mit ihren kleinen, zierlichen Köpfen, den braunen und schwarz gefärbten Fellen mit einem Aalstrich auf dem Rücken wirken sie äußerlich wie Wildpferde.​​​​​​​
Die "Dülmener Pferde", Deutschlands berühmteste und älteste Wildpferdeherde, haben seit Jahrhunderten ihre Heimat im Merfelder Bruch. Obwohl sie in „freier Wildbahn“ leben, sind sie Eigentum des Herzogs von Croÿ.​​​​​​​​​​​​​​
Jedes Frühjahr kommen etwa 70 Fohlen zur Welt. Im Laufe von 30 Lebensjahren gebärt eine Stute im Durchschnitt rund 20 Fohlen. Männliche Fohlen dürfen ein Jahr in der Herde leben um die Grundlagen eines freien Pferdelebens zu erlernen. Danach werden sie am letzten Samstag im Mai bei einer jährlichen Jungpferdeversteigerung getrennt. Am 27. Mai habe ich persönlich vor Ort das Geschehen beobachtet und fotografisch dokumentiert. In diesem Jahr wurden 34 Hengste versteigert.
Ohne das herausfangen der jungen Hengste würde sich die Herde innerhalb kürzester Zeit vermehren und ein Überleben auf ihrem Raum wäre nicht mehr möglich. Etliche würden verhungern. Sobald die Geschlechtsreife einsetzt würden territorialkämpfe ausgetragen werden.
„Die FängerInnen positionieren sich. Sie stammen alle aus einem der drei Orte rund um der Wildpferdebahn: Merfeld, Maria Veen, Lette. So war das immer, und so soll es bleiben. Wir haben in der Arena mehrere Generationen stehen. Ein älterer Herr um die 70 steht am Gatter. Sein Sohn und Enkel treiben die Pferde umher. Man erbt das Recht zu fangen. Alle mit blau-weiß gestreiften Hemden und rotem Halstuch, bilden eine Kette, trennen eine kleine Gruppe von der großen ab, bringen sie in einen der kleinen Pferche, i dentifizieren einen jungen Hengst und treiben ihn in die Enge und halftern ihn auf. Die jährlingshengste, die noch nie angefasst und schon gar nicht geführt wurden, bocken, steigen, rasen los, halten plötzlich, laufen rückwärts. Der Rest der Gruppe wird in einen abgezäunten Bereich getrieben und so vergehen die nächsten 2 Stunden.“ Für einige Minuten durften wir runter an das Gatter und den Fang direkt vor unserer Linse erleben. Drückten uns auf das Gras, unsere Köpfe ragten gerade so über den ersten Balken vom Zaun. Wurden von den Menschen hinter uns zurecht gewiesen. Wir konzentrieren uns auf die Bilder und direkt vor mir wird ein junger Hengst mit Wucht an den Zaun gedrückt. Der kleine Kopf zwischen Arm und Abgrenzung eingekesselt. Geniales Bild, aber ist es das Wert? Selbst wenn sich die FängerInnen seit einigen Jahren einer Schulung unterziehen müssen und man ihnen versucht zu erklären, wie man ein Pferd nicht fängt. In der Situation handelt man instinktiv und es werden dennoch jährlich junge Pferde auf den Boden geschmissen. Einer ihrer größten Ängste werden ausgelöst.​​​​​​​
„In einem Jahr stürzte ein Fohlen während des Einlaufs und die ganze Herde stürmte darüber hinweg. Ich hatte große Sorge, denn als der aufgewirbelte Staub sich legte, sah ich das Fohlen am Boden liegen und dachte schon es sei totgetreten worden. Aber dann stand es auf, schüttelte sich, wieherte einmal und rannte hinter seiner Mutter her. Nicht ein Pferd hatte in diesem Durcheinander auf das Kleine getreten.“​​​​​​​

You may also like

Back to Top